Drösing

Drösings erste Nennung


Über die sprachliche Ableitung des Namens Drezzing gehen die Auffassungen auseinander. In der Topographie von NÖ heißt es: Drösing gehört zu den ältesten Orten des Landes. Der Name in seiner frühesten urkundlichen Form (Drezzing) zeigt eine slawische Wurzel, deren Bedeutung wahrscheinlich auf das Roden des Waldes hinweist.
Anderer Meinung in der sprachlichen Deutung ist der bekannte Heimatforscher Dr. Hans Weigl und meint zu der Entwicklung des Namens: "1212 Drezzinge, 1369 Dresingen, 1429 Dresing und 1492 Drösing". Nach dem Lautbestand zu schließen, kann die erste Silbe des Namens nicht deutsch sein, doch erlaubt auch das Slawische keine befriedigende Deutung. Dr. Hans Maurer, ein Sohn unserer Gemeinde, führt den Namen auf ein vorgermanisches Volk, die Thraker zurück und meint, dass Drösing-Dracing wohl Thrakersiedlung bedeutet.
Eine andere Deutung weist die Aufzeichnung des Marktrichters Johann Braun vom Jahre 1818 auf, welche auf die in der Kugel der Kirchturmspitze hinterlegte Schrift "Denkwürdigkeiten von Drösing" Bezug nimmt und unter anderem besagt: ... im Jahre 1210 schon kommt dieser Markt unter dem keltischen Namen Drezzing vor. Einen urkundlichen Hinweis gibt diese Aufzeichnung nicht.

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Bis vor kurzem war über eine Besiedlung unserer Gegend in vorgeschichtlicher Zeit weniger oder fast nichts bekannt. Keine Urkunde, keinerlei mündliche Überlieferung reichte in diese Vorzeit zurück. Erst die Beachtung und Erforschung all dessen, was der Boden freigab, erhellte mehr und mehr das Dunkel der vorgeschichtlichen Zeit auf unserem Boden.
Auf Grund zahlreicher Muschelfunde konnte von Erdgeschichtsforschern festgestellt werden, dass sich in grauester Vorzeit in unserer Gegend die Kalkberge der Karpaten erhoben hatten, die sich dann im Miozän in einem Gebiet von Ternitz bis Napajedl in Mähren in die Tiefe senkten. Die Senke erfüllten dann die Fluten des warmen Mediterranmeeres und des dann folgenden salzärmeren Meeres, wovon die vor nicht langer Zeit vorgefundenen Ablagerungen von Muscheln und Schnecken Zeugnis ablegen.
Durch die in der Waltersdorfer Sandgrube im Föhrenwald zutage geförderten Steinbeile und Steinwerkzeuge ist der Beweis erbracht worden, dass unser Gemeindegebiet seit uralten Zeiten Siedlungsgebiet des Menschen war. Jägernomaden der jüngeren Eiszeit stellten dem Mammut und anderen Tieren nach.
An dieser Stelle sei vermerkt, dass Oberlehrer Franz Peiritsch viel Initiative für die urzeitliche Erforschung unseres Raumes aufgebracht hat. Nach zahlreichen Begehungen und Grabungen im Raume Zayagärten und Föhrenwald durch das Bundesdenkmalamt und NÖ Landesmuseum wurde an Hand des zahlreich vorgefundenen Scherbenmaterials festgestellt, dass es sich auf dem Südteil der Zayaflur bei der Johannesstatue um eine illyrisch-keltische und auf der Bodenwelle westlich vom Hausberg (Gunzergarten) um eine germanisch mittelalterliche Siedlung handelt.
Weitere Funde von Tonscherben, Steinwerkzeugen, bemalten Gefäßen und Knochenresten verschiedener Tiere fanden sich am Mühlfleck, in Hutmannsdorf, auf den Sandhügeln, am Gußgraben und am Galgenhügel. In der am Nordrand des Waltersdorfer Föhrenwaldes entdeckten Wohngrubensiedlung wurden bei Grabungen zuerst eine Grabstätte gefunden und dann weitere drei nebeneinander liegende Gräber freigelegt.
Ein sicherer Hinweis, dass der Raum bei der Statue des Hl. Johannes gleichfalls schon lange vor Christi Geburt besiedelt war, ergibt sich aus Funden, die der Bronzezeitperiode zuzuteilen sind und welche etwa 1800 bis 800 vor Christi Geburt, also rund 3000 Jahre zurückliegen.
Muscheln, Schnecken, Teile des geborgenen Scherbenmaterials sowie unversehrte Keramiken aus hellbraunem, schwarzgeflecktem Ton sind unter anderem in einer Vitrine im Drösinger Rathaus zur Schau gestellt.
Man sieht also aus den zahlreichen, verschiedenen Zeitperioden angehörenden Fundstücken, dass die allerältesten Spuren menschlichen Lebens auch hier bei uns bis in die graue Vorzeit zurückreichen.
Als dann die Eiszeit mit ihrem Polarklima in Mitteleuropa zu Ende gegangen war, zeigten die Menschen dieser Nacheiszeit völlig geänderte Kulturverhältnisse. Sie wurden nunmehr sesshaft, waren nicht mehr nomadisierende Jäger, errichteten sich Flechthütten über ihren Wohngruben, verstanden bereits den Boden zu bebauen, verwendeten mit der Hand geformte Tonwaren und auch weiterhin Werkzeuge aus Stein, die allerdings nicht mehr wie in der Altsteinzeit bloß zugehauen waren, sondern mit Hilfe von Sand und Wasser zugeschliffen wurden.
Menschen kamen und gingen in der Folgezeit. Wir kennen nicht ihre Namen, nicht das Schicksal, das sich an ihnen in unserem Raum erfüllt hat. Bis dann etwa um 2000 vor Christi Geburt das Indogermanentum seine kulturelle Alleinherrschaft in den Ländern Mitteleuropas antrat. Zu ihrer Zeit wurde dann das Bronzemetall bekannt, welches von jetzt an für die verschiedensten Werkzeuge zur Verwendung kam und dadurch allmählich die bisherigen Steingeräte verdrängte.
Nachdem durch die zahlreichen Scherbenfunde in unserem Raum die Sesshaftigkeit zweier indogermanischer Völker und zwar die der Altillyrer und der ihnen nachfolgenden Kelten nachgewiesen werden konnte, wurde in weiterer Folge unser Raum vom germanischen Volksstamm der Quaden in Besitz genommen. Durch ihre oftmaligen Einbrüche ins Römerreich hatten die Ouaden während ihrer 400-jährigen Sesshaftigkeit eine große Gefahr für deren Donaugrenze gebildet, weiters aber auch ein dauerndes Vordringen der Römer ins nördliche Niederösterreich verhindert.
Für die folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte haben wir kaum Nachrichten, die sich auf unsere engere Heimat beziehen. Es sind dies die "Dunklen Jahrhunderte". Als dann später die Einbrüche der Hunnen eine wahre Völkerwanderung verursachten, durchzogen unseren Raum mit verschiedentlicher Aufenthaltsdauer nunmehr die germanischen Stämme der Markomannen, Westgoten, Rugier, Langobarden und Heruler. Nach dem Abzug der Quaden und Markomannen drangen die Slawen um 620 n. Chr. in unseren Raum ein. Trotz der Einwanderung dieser Slawen, die möglicherweise dem Orte den Namen Drezzing gegeben haben und trotz ihrer ackerbautreibenden Tätigkeit, blieb das Land schwach besiedelt. Erst als Karl der Große 791 den großen Kriegszug gegen den Osten unternahm, wurde den Raubzügen der Awaren ein Ende bereitet.

Noch war die Lage nicht entsprechend gefestigt, da brach mit dem Ansturm der Magyaren aus dem Osten eine neue Katastrophe herein. Erst im Jahre 955 konnte Kaiser Otto I. auf dem Lechfelde bei Augsburg die Magyaren vernichtend schlagen und allmählich die Grenzen des Reiches wieder nach Osten verschieben. Nun war der Weg für die zweite Kolonisation unseres menschenleer gewordenen Raumes freigemacht. 976 tritt Luitpold (Leopold) der Babenberger als Markgraf auf. Mit jedem Schwertschlag, den die Babenberger(976-1246) in der Folge führten, erweiterten sie ihre kleine Markgrafenschaft und 1043 war die heutige Ostgrenze, die March erreicht. Seit dem Jahre 996 hat die sogenannte Ottonische Mark einen festen Namen: Ostarrichi, also Österreich.
Die Babenberger sahen ihre vordringlichste Aufgabe darin, Siedler in diesen Raum zu bringen, denselben zu kultivieren und hier einen lebenden Verteidigungswall gegen Osten zum Schutze des Reiches zu schaffen. Ein solcher Treck bayrischer Kolonisten mag es wohl auch gewesen sein, der zu jener Zeit hier seinen Einzug hielt und im Raume gegenüber dem Hausberg (Gunzergarten) auf der erhöhten Bodenwelle das Ziel seiner Wanderung fand. Das Jahr, in dem dies geschah, kennen wir nicht, doch wird es um 1000 n. Chr. herum gewesen sein. Man weiß nur, dass Grund und Boden durch kaiserliches Geschenk in das Eigentum der Markgrafen überging, die für die Besiedelung und Verteidigung sorgten. Unzweifelhaft war Drösing ein verfügbares Gut der letzten Babenberger, da Herzog Leopold VI. das Patronat der Kirche 1212 an das von ihm gestiftete Zisterzienserkloster Lilienfeld vergab. Wir können auch annehmen, dass die Bayern es waren, die die erste Kirche erbauten und nach dem glorreichen Sieg auf dem Lechfelde über die Ungarn am Tage des Hl. Laurentius (10. August 955) viele nachher erbauten Kirchen zum Danke dem Hl. Laurentius geweiht wurden. Die auf dem alten Siedlungsboden von den Bayern ausgebaute und vielleicht erweiterte Ortschaft wurde später von seinen Bewohnern verlassen und ca. 1 Kilometer westlich auf den heutigen Platz verlegt. Die Kirche blieb aber vorerst auf dem alten Standort. Im Jahre 1293 erhielten dann die Drösinger über ihr Ansuchen wegen Verlegung der Laurentiuskirche in die neue Ortschaft von der Grundherrschaft hiefür einen Platz in der neuen Siedlung zugewiesen. Die Tatsache der Verlegung der Ortschaft von der Zaya weg auf den heutigen Platz wegen häufiger Überschwemmungen ist unbestritten.
In der Urkunde, in der der Grundherr Leuthold von Kuenring seinen Untertanen zu Drösing im Jahre 1293 seine "Hofmarch zu Drezzing" zwecks Versetzung der Kirche schenkt, wird Drösing bereits als Markt angesprochen. Zu welchem Zeitpunkt vorher die Verleihung des Marktrechtes erfolgt war, ist nicht bekannt. Der älteste Marktrichter, von dem wir Kunde haben, war Ulrich Diemsch. Auf einer Erklärung bezüglich des dem Kloster Nieder-Alteich gehörigen Münichhof in Niederabsdorf siegelt Ulrich Diemsch, Richter und Rat des Marktes Drezzing. In diesem Gemeindesiegel ist das Wappen von Drösing dargestellt.